Bericht von Steffen Wiesner:
Eigentlich wollte ich am 03.10.2020 die 100 KM vom Taubertal 100 virtuell auf der Originalstrecke laufen, da aber beim Schinder-Trail Backyard Ultra kurzfristig ein paar Startplätze wieder frei wurden habe ich mich ca. 2 Wochen vor dem Wettkampf schnell angemeldet denn so einen Lauf wollte ich schon immer einmal machen.
Bei einem Backyard Ultra muss eine 6,705 KM lange Strecke innerhalb einer Stunde absolviert werden. Ist man die Runde schneller gelaufen hat man Pause bis die Stunde rum ist. Nach der Stunde geht es auf die nächste Runde. Steht man nicht rechtzeitig an der Startline, hat man keine Lust mehr oder hat man die Runde in der Stunde nicht geschafft ist man raus und bekommt ein DNF. Der Wettkampf geht so lange bis nur noch ein Läufer übrig ist.
Die krumme KM-Länge von 6,705 KM kommt übrigens aus dem amerikanischen denn 24 Runden/Stunden ergeben genau 100 Meilen.
Hier die Regeln:
https://backyardultra.net/regeln/
Nachdem wir am Freitagnachmittag in Rettert ankamen wollte ich zuerst meinen Verpflegungspavillon auf dem Feld neben dem Startbereich aufbauen. Allerdings habe ich das schnell wieder aufgegeben da leichter Sturm war und schon einige Zelte und Pavillons über das Feld flogen. Also umgeplant und entschieden unser Auto als Verpflegungsstand und Umkleide zu nutzen.
Nun ging es erstmal ins Hotel in dem Julia und Yvonne übernachten und noch schnell zum Abend essen.
Um 19:30 Uhr erfolgte ein kurzes Briefing durch den Organisator Alex Holl und pünktlich um 20 Uhr erfolgte der Startschuss für 189 Teilnehmer zur 1. Runde.
Nach dem Start auf den ersten 100 Meter war Maskenpflicht und eine Stirnlampe war selbstverständlich die ganze Nacht Pflicht.
Da das Gedränge nach dem Start recht groß war und ich das nicht mag überholte ich recht viele Läufer auf den ersten 1,5 KM. Nach ca. 2 KM konnte ich schön frei laufen und nach 3,2 KM erfolgte dann ein ca. 1 KM langer Anstieg mit ca. 80 Höhenmetern der gleich mal nur marschiert wurde. Oben angekommen ging es leicht wellig weiter bis es dann nach ca. 5 KM wieder bergab ging. Nach 43:45 Minuten und den ersten 6,7 KM erreichte ich das Ziel der ersten Runde und war ganz überrascht als ich in den Liveticker schaute und sah ich war als 14. im Ziel.
Ich hatte zwar jetzt 16 Minuten Zeit um mich für die nächste Runde zu erholen aber das Fazit der ersten Runde war ganz klar: Viel zu schnell!
Vorgenommen hatte ich mir eigentlich 48 Minuten da 12 Minuten Pause locker zum Verpflegen und T-Shirt wechseln reichen.
Pünktlich um 21 Uhr erfolgte der Startschuss zur 2. Runde. Nach 45:24 Minuten war diese Runde zwar schon langsamer aber immer noch zu schnell.
Für die 3. Runde benötigte ich 46:20 Minuten und für die 4. Runde 45:53 Minuten.
Erst nach Runde 5 mit 47:43 Minuten war ich mit meiner Zeit zufrieden und ich hatte mir auf der Strecke an gewissen Abzweigungen grobe Durchgangszeiten gemerkt.
Runde 6 war mit 47:07 Minuten wieder einen Tick schneller aber noch ok.
Nach der 7. Runde in 47:58 Minuten wurde die Ultradistanz erreicht und fühlte mich noch richtig gut.
Also ging es weiter zu Runde 8 die nach 47:57 Minuten mit eigentlich der gleichen Zeit wie die Runde davor gelaufen war.
Runde 9 beendete ich nach 48:30 Minuten allerdings machte jetzt mein rechtes Außenband am Knie leichte Probleme.
Nach der Runde überlegte ich kurz den Lauf nach meinen bis jetzt erreichten 60 KM abzubrechen, entschied mich aber dagegen und wollte zumindest Runde 10 probieren.
Pünktlich um 5 Uhr ging es also auf Runde 10. Allerdings machte das Außenband doch mehr Probleme als gedacht und ich bin viel mehr marschiert als die Runden davor. Nach 49:49 Minuten erreichte ich das Ziel.
Jetzt stand ich vor einer ganz schweren Entscheidung. Weiterlaufen oder abbrechen?
Vom Zeitfenster hatte ich noch immer 10 Minuten Puffer und könnte somit noch viel mehr marschieren anstelle von laufen um mein Außenband zu schonen. Allerdings wäre mein nächstes Ziel 12 Runden um die 50 Meilen zu erreichen.
Schweren Herzens entschied ich mich um 5:59 Uhr also eine Minute vor dem Start zur 11. Runde den Lauf zu beenden da die Gesundheit auf jeden Fall vor geht.
Somit bin ich insgesamt 10 Runden mit 67,05 KM und 988 Höhenmetern in einer Nettolaufzeit von 7:50 Stunden (Pace 7:01) gelaufen.
Ich ging zum Organisator Alex Holl, meldete mich ab und bekam wie am Ende 188 von 189 Startern ein DNF eingetragen aber dafür eine tolle Medaille überreicht.
Außerdem musste ich jetzt noch ein Rundengeld/Spende von 30 Euro bezahlen da für jede gelaufene Runde 3 Euro fällig waren. Die Spende wird zu 100% zur Wiederaufforstung des zerstörten Waldes an der Strecke verwendet.
Fazit: Mit meinem Lauf bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Wären die Probleme mit dem Außenband nicht gewesen wären sicher noch einige Runden möglich gewesen.
Aber man braucht ja auch Ziele für den nächsten Backyard Ultra.
Gewonnen hat den Lauf übrigens eine Frau die in Luna-Sandalen unglaubliche 32 Runden also 214 KM gelaufen ist.
Hier die Ergebnisse: