Taubertal-100 Meilen Lauf

Unser Ultraläufer Steffen Wiesner finishte seinen ersten 100 Meilen Lauf!!

Steffen, wir RVler sind mächtig stolz auf dich!

 

Bericht von Steffen:

100 Meilen Taubertal 100 – Ein Traum wird wahr
Vorgeschichte:
Nachdem ich 2017 beim Taubertal die 50 KM und 2018 die 71 KM gelaufen bin meldete ich mich im Dezember 2018 für die 100 KM die im Oktober 2019 stattfinden sollten an.
Im Mai 2019 lief ich meinen ersten 100 KM Lauf in Wuppertal in einer Zeit von 12:41 Stunden.
Erst ein paar Tage später registrierte ich, dass ich damit die Qualifikation (100 KM unter 13 Stunden) für die 100 Meilen beim Taubertal erfüllt hatte. Somit kam ich ins Grübeln evtl. doch die 100 Meilen zu laufen. Bei einem persönlichen Gespräch mit Organisator Hubert Beck dem ich bei der Streckenvermessung der neuen 100 Meilen Strecke half meinte Hubert „klar Du schaffst die 100 Meilen“. Somit war die Entscheidung gefallen ich wollte mich ummelden. Doch kurz darauf habe ich mir leider eine Verletzung am Fuß zugezogen und laufen war erst einmal nicht möglich. Am Anfang dachte ich, nach ein paar Tagen ist das wieder vorbei, aber denkste das ging über ca. 3 Monate und ich musste den Taubertal für 2019 absagen. Die Enttäuschung und der Frust waren natürlich groß.
Da Hubert noch einen Führungsradfahrer für die 100 Meilen suchte und Radfahren mit dem Fuß problemlos möglich war übernahm ich diesen Job. Es war ein tolles Erlebnis und ich durfte bei dem Weltrekord in der AK 60 über die 100 Meilen von Jan-Albert Lantink live dabei sein. Allerdings war jetzt auch klar 2020 sind die 100 Meilen fällig und dafür meldete ich mich auch an.
Wegen Corona musste der Lauf 2020 leider abgesagt werden und der Startplatz wurde auf 2021 übertragen. Also startete ich einen 3. Versuch und 2021 sollte alles auf den Taubertal 100 im Oktober ausgelegt werden.
Vorbereitung:
Im Jahr 2020 lief ich knapp über 4000 KM, allerdings war das mehr Kilometerfressen mit wenig Struktur da ja keine Wettkämpfe anstanden.
Das Laufjahr 2021 startet mit einigen virtuellen Laufserien vom Alex Holl wie dem „WinterlaufCup“ über 21,1 KM, 30 KM, 42,2 KM und 50 KM. Auch beim „Frühlingserwachen“ und „Summer-Holiday“ war ich mit den gleichen Distanzen dabei (und aktuell der „goldenen Herbst“).
Außerdem startete ich bei der „Daylight Challenge“ vom Michael Frenz zweimal wo ich einmal 50 Meilen (80,5 KM) und einmal 42,2 KM erlief. Ein Backyard@Home vom Schinderalex mit 67 KM kam auch hinzu. Der erste richtige Wettkampf fand in Innsbruck beim „Ultra Tirol“ statt. Ein toller familiärer 12 Stundenlauf auf der Bahn bei dem ich 92 KM erreichte.
Zwei Wochen später ging es ganz spontan zum 24 Stundenlauf auf die Insel Reichenau. Den Lauf hätte ich mir lieber sparen sollen. Drecks Strecke, schlechte Verpflegung und die Organisation war auch nicht besser. Nach ca. 12,5 Laufstunden war nach 87,6 KM Schluss und ich hatte die Schnauze voll.
Am 12.07.2021 sollte dann die 12-wöchige Vorbereitung für die 100 Meilen starten.
Mit einem Trainigsplan von Hubert Beck den ich etwas umschrieb und auf mich abstimmte ging es los.
Gleich am ersten Wochenende war ich für den Backyard Ultra in Kandel von Michael Ohler gemeldet. Ein perfekt organisierter Lauf den ich jedem nur empfehlen kann. Ich lief 12 Runden bzw. Stunden und somit 50 Meilen und war mit der Leistung sehr zufrieden. Lange überlegte ich weiter zu laufen allerdings mit Blick auf den Taubertal wäre das nicht sinnvoll gewesen.
Am Sonntag drauf war ich dann schon wieder bei einem kleinen aber feinem Wettkampf von Gerald Faust dem Organisator vom „Harten Mann Extremlauf“ den ich auch persönlich kenne. Dies war ein 6 Stundenlauf um den Reutalsee. Ich wollte eigentlich nur so 30 – 35 KM laufen wegen den 80 KM die Woche davor. Aber unvernünftig wie ich manchmal bin waren es am Ende doch knapp 47 KM. Ab jetzt sollte es grob nach Trainingsplan gehen, aber es kam anders. Ende Juli wurde mein geplanter 24 Stundenlauf in Reichenbach der als Härtetest für den Taubertal gedacht war abgesagt. Die Enttäuschung darüber war natürlich groß und eine passende alternative zu finde war nicht einfach.
Ich entschied mich für den Backyard in Lauf an der Pegnitz 4 Wochen vor dem Taubertal. Dieser Wettkampf war leider sportlich ein totaler Reinfall, mein Körper spielte dort komplett verrück und ich brach nach nur 4 Runden bzw 27 KM ab. Ich konnte mir nicht erklären was los war und warum es dermaßen schlecht lief. Nach diesem Reinfall hatte ich den Taubertal erst einmal beerdigt und am nächsten Tag wurde die Festplatte mit viel Bier neu formatiert.
Spontan fuhren wir ein paar Tage in die Berge zum Wandern. Hier konnte ich zum Glück wieder etwas Energie tanken und so entschied ich mich beim 24 Stunden Spendenlauf in Winterborn zu starten um danach zu entscheiden was aus dem Taubertal wird.
Ganz ohne irgendein Ziel und ohne Druck startete ich also in Winterborn. Die Runde mit 3,4 KM und 60 Höhenmetern war angenehm zu laufen. Es lief super und so kam eine nach der anderen Runde zustande. Nach 50 KM fragte ich Julia und Yvonne die auch 3 Runden mitliefen ob wir heim fahren wollen aber Julia wollte nicht, also lief ich weiter. Nach 12 Stunden und 81,6 KM war dann allerdings Schuss da ich in Winterborn während dem Wettkampf entschieden hatte den Taubertal zumindest zu probieren. Zu diesem Zeitpunkt lag in mit ca. 4 KM Vorsprung übrigens auf Platz 1. Jetzt waren es noch knapp 2 Wochen und das Training wurde entsprechend runtergefahren. In den 12 Wochen waren es dann nur 752 KM anstelle der geplanten 934 KM. Dazu kamen noch 193 KM Rennrad bzw. Trekkingrad und 336 KM E-Bike.

Tag vor dem Wettkampf:
Freitagmittag ging es mit Julia und Yvonne ab nach Rothenburg. Erst wurde im Hotel eingecheckt und dann ging es zur Startnummernausgabe ins Rathaus. Meine zwei Mädels machten einen Stadtbummel und ich blieb bei der Startnummernausgabe und ratschte mit dem Orgateam, einigen Läufern und Hubert. Nach dem Abendessen hörte ich mir von Florian Reus (Weltmeister im 24 Stundenlauf und Spartathlonsieger) seinen Vortrag „Krisenmanagement beim Ultramarathon“ an bevor es um ca. 22 Uhr ins Bett ging.

Wettkampftaktik:
Eine Wettkampftaktik gab es nicht wirklich. Ich wollte nicht zu schnell loslaufen und bei jedem Zwischenziel (50 KM, 70 KM und 100 KM) entscheiden ob ich weiterlaufe. Hierfür hatte ich mir grobe Zielzeiten gesetzt.
Wettkampf:
Früh um 3:30 Uhr war die Nacht rum obwohl ich den Wecker erst für 3:50 Uhr gestellt hatte.
Jetzt hieß es fertig machen nochmal die Ausrüstung und Dropbags checken und die richtige Laufkleidung wählen. Da es beim Start ca. 11 Grad geben sollte entschied ich mich für kurze Hose und kurzes Shirt, was sich wie fast immer als richtige Entscheidung herausstellte. Um 4:30 Uhr ging es zum Frühstück wo schon etliche Läufer anwesend waren. Kurz nach 5:00 Uhr gab ich meine Dropbags ab und um 5:20 Uhr startete der 2 KM lange Stirnlampenlauf (der Fackellauf fiel leider Corona zum Opfer) zum Start. Hier wurde der Tracker noch einmal kurz überprüft denn jeder 100 KM und 100 Meilen Läufer konnte online live verfolgt werden.
Pünktlich um 6:00 Uhr fiel der Startschuss und knapp 200 Läufer machten sich auf den Weg um die 50 KM, 70 KM, 100 KM oder 100 Meilen zu laufen. Ich wollte eine Pace um die 6:40 – 7:00 laufen war allerdings einen Tick zu schnell. Da die Temperatur mit ca. 10 – 11 Grad angenehm war blieb ich erstmal bei dem Tempo und so sagte die Uhr nach 10 KM knapp 65 Minuten.
An jeder Verpflegungsstation die bis 100 KM etwa alle 5 KM war lies ich mir Zeit und trank etwas. Als Laufpartner hatte ich bei KM 13 ein nettes Mädel aus Mönchengladbach getroffen und wir unterhielten uns über die schon absolvierten Läufe. An der Verpflegungs- und Dropbagstation bei KM 18 trennten sich unsere Wege da ich mir etwas mehr Zeit lies und auch mein Laufshirt wechselte. Immer wieder fand ich unterwegs nette Läufer. Nach ca. 26 KM holte mich Yvonne und Julia mit dem Auto ein und unterstützten mich ab sofort an jeder Verpflegungsstation. Bei KM 28 gab es für mich Kartoffelbei mit viel Salz und ein Stück Melone. Diese Kombination nahm ich jetzt alle 10 KM zu mir und dazu ein Elektrolytgetränk plus Apfelschorle oder Wasser. An der Verpflegungsstelle nach 35 KM traf ich Gerald den „harten Mann“ aus Niederstetten der zum Fotografieren dort war. Wir unterhielten uns kurz und dann holte ich mir von Yvonne meinen „Anschiss“ ab da ich viel zu schnell unterwegs war. Recht hatte sie da die Durchschnittspace bis dorthin bei 6:30 lag. Nach ein paar Minuten Pause ging es weiter und ich nahm Tempo raus. Langsam wurde es auch recht warm was ich ja gar nicht mag und so wurden die Pausen bei den Verpflegungsstellen etwas länger. Bei KM 45 entschied ich mich meine Laufweste anzuziehen die Yvonne für mich entsprechend mit Getränken, Gummibärchen und Gels bestückt bereithielt.
Das erste Zwischenziel bei 50 KM in Bad Mergentheim erreichte ich nach 5:48 Stunden und Julia lief mit mir zusammen über die erste Ziellinie. Die geplante Zielzeit war bei 6:00 bis 6:15 Stunden und somit wurde mir von Yvonne noch einmal ins Gewissen geredet. Nach so 7-8 Minuten Pause ging es weiter.
Da die Sonne immer schlimmer wurde und es mittlerweile richtig warm war entschied ich mich ab hier für die Kombination laufen und marschieren. An den Verpflegungsstationen wurde jetzt
etwas mehr getrödelt und ich achtete darauf regelmäßig zwischen den VPs zu trinken.
Das zweite Zwischenziel bei 70 KM in Tauberbischofsheim erreichte ich nach 8:40 Stunden und die Ziellinie wurde wieder zusammen mit Julia durchlaufen. Die geplante Zielzeit war hier bei 9:00 bis 9:15 h, also mindestens 20 Minuten zu schnell. Hier war mir aber klar ich laufe mindestens bis Wertheim und hatte dafür noch 6:20 h Zeit um dort vor der Cut-off-Zeit von 15 Stunden anzukommen bzw. 5:20 h damit es nach meiner Rechnung überhaupt Sinn mach bis Adelsberg zu laufen.
Nach einer etwas längeren Pause ging es also weiter Richtung Wertheim. Ich nahm weiter Tempo raus und der Anteil laufen und marschieren war jetzt etwa bei 50:50. Die Anzahl der Läufer auf der Strecke wurde ab hier immer kleiner, da doch recht viele 100 KM Läufer bei 70 KM ausstiegen und das Läuferfeld war natürlich auch sehr in die Länge gezogen. Ich war sehr froh vor ein paar KM Michael aus Stuttgart getroffen zu haben einen total netten Läufer mit dem ich mich super verstanden hab und so konnten wir immer wieder einige KM zusammenlaufen. Spätestens an den VP trafen wir uns wieder und motivierten und gegenseitig.
Ab KM 85 wurde die Strecke recht wellig und es mussten einige Anstiege bezwungen werden, diese wurden immer zügig hochmarschiert.
Nach 12 Stunden hatte ich 91 KM geschafft und so langsam wurde mir klar in Wertheim wird wahrscheinlich nicht Schluss sein und die ersten Rechenspielchen für die 161 KM gingen los.
Wenn ich also nach 13:45 Stunden in Wertheim ankomme habe ich ab da ca. 12 Minuten pro KM für die letzten 61 KM um unter 26 Stunden in Adelsberg anzukommen. Ich nahm für die letzten 9 KM nochmals Tempo raus um sicher erst einmal bei 100 KM anzukommen. Die KM-Zeiten waren jetzt bei so 8:30 – 9:00 Minuten.
Das dritte Zwischenziel bei 100 KM in Wertheim erreichte ich nach 13:19 Stunden und die Ziellinie wurde erneut mit Julia durchlaufen. Die geplante Zeit hier war bei 14:00 bis 14:15 h, also war ich mindestens 41 Minuten schneller.
Ich setzte mich hin löffelte wieder meinen Kartoffelbrei, trank etwas und unterhielt mich mit Yvonne. Da kam Daniel vom Orgateam und fragte mich ob ich nicht weiterlaufe und ehe ich antworten konnte antwortete Yvonne „Der muss weiter laufen ich nehme ihn nämlich nicht mim Auto mit“. So jetzt hatte ich den Salat. Nach ca. 15 Minuten Pause machte ich mich also wirklich auf den Weg Richtung Adelsberg. Von Daniel wurde noch schnell meine Pflichtausrüstung geprüft denn ab hier musste ein Trinkrucksack, Handy und Stirnlampe mitgeführt werden. Außerdem überprüfte er nochmal meinen Tracker auf Funktion.
Im Nachgang habe ich erfahren, dass in Steinbach bei den Vereinskollegen am VP gejubelt wurde als sie im Tracking gesehen haben ich laufe weiter.
Ab hier waren die VPs weiter auseinander und somit war es wichtig eigene Verpflegung dabei zu haben. Yvonne als Unterstützung war nicht verfügbar da sie Julia heim ins Bett gebracht hat. Ich entschied mich ab hier nur noch zu marschieren da ich Angst hatte die Beine machen beim Laufen zu. Mit KM-Zeiten von 9:00 – 9:30 Minuten erreichte ich bei KM 109 den nächsten Verpflegungsstand in Bettingen. Hier war die Stimmung super und viele leicht angetrunkene Zuschauer jubelten mir zu. Nach einer Stärkung ging es weiter.
So langsam machte sich die Müdigkeit bemerkbar außerdem war ich zu diesem Zeitpunkt komplett alleine unterwegs und fiel dadurch etwas in ein Loch. In Homburg bei KM 114 wartete zum Glück Yvonne wieder auf mich reichte mir Cola und munterte mich auf. Ein paar KM später ging es schon wieder besser und in Lengfurt lief Michael auf mich auf und so hatte ich wieder etwas mehr Unterhaltung. Wir motivierten uns gegenseitig. Michael war dann allerdings etwas schneller unterwegs und ich ließ ihn ziehen da ich an meinem Tempo festhalten wollte. Nach KM 122 in Marktheidenfeld kam dann endlich der lang ersehnte VP der vom THW Marktheidenfeld betrieben wurde. Nach ein paar Minuten im Campingstuhl ging es weiter Richtung Zimmern und ich war wieder ein Stück mit Michael unterwegs.
An der Staustufe in Zimmern bei KM 129 war der nächste VP der ebenfalls vom THW Marktheidenfeld betrieben wurde. Wie überall waren die Helfer super nett und nach ein paar Minuten ging es weiter. Die KM-Zeiten waren mittlerweile bei 9:30 – 10:00 Minuten aber das war weiterhin perfekt und nach jedem VP ging das Rechnen wieder los wieviel Puffer ich noch auf die 26 Stunden habe. Die Entfernung bis Steinbach zum nächsten VP waren jetzt 15 KM und das ist schon ein heftiges Stück. Ich versuchte so gut es geht konstant zu marschieren das ging bis kurz vor Pflochsbach auch recht gut, allerdings kam jetzt schlagartig wieder die Müdigkeit aber klar es war ja schon bald 2:00 Uhr. Am Ortsausgang von Pflochsbach wartet zum Glück Yvonne und reichte mir einen Becher Cola, dieser half leider nur bedingt.
Kurz vor Sendelbach sah ich von weitem 2 Stirnlampen auf mich zukommen, als sie näher kamen erkannte ich einen Läufer und einen Radfahrer. Ich dachte nur oh Mist die laufen in die falsche Richtung, aber verlaufen ist auf der Strecke normal nicht möglich wo ich doch die Streckenmarkierung von 100 – 161 KM mit Bodenpfeilen gemacht hab. Als die beiden Lichter kurz vor mir waren erkannte ich das Vereinstrikot von Wombach. Es war Patrick mit Tochter Mara die mich abholten. Das tat richtig gut wieder etwas Unterhaltung zu haben und die 4 KM bis Steinbach waren dadurch recht kurzweilig. Danke Patrick und Mara, war eine ganz tolle Aktion von euch und hat mich aus meinem zweiten Loch rausgeholt. Auf den letzten 500 Meter zum VP kam mir auch noch Thomas entgegen und als ich den Versorgungsstand bei KM 144 erreichte konnte ich es kaum glauben. Hier standen grob geschätzt 25 Wombacher und feuerten mich an. Ihr seid echt ein geiler Haufen. Ich setzte mich hin bekam von Gerhard der mich sogar füttern wollte meinen Kartoffelbrei gereicht, trank etwas und wir unterhielten uns kurz. Von Yvonne bekam ich kurz meine Massagerolle und so wurden die Oberschenkel noch einmal bearbeitet.
Gerne wäre ich noch länger geblieben aber ich hatte ja noch 17 KM vor mir, also bedanktet ich mich wie bei allen VPs bei meinen Vereinskollegen und weiter ging es.
Ab hier war ich mir sicher ich werden die 100 Meilen schaffen da noch ca. 5 Stunden Zeit blieben. Die Müdigkeit war wie weggeflogen und so ging es weiter mit immer noch recht guten KM-Zeiten. Kurz vor Hofstetten überholte ich eine Läuferin die mit Radbegleitung unterwegs war und schwer zu kämpfen hatte. Nach 153 KM erreichte ich den letzten VP in Hofstetten und stärkte mich ein letztes Mal mit Kartoffelbrei und Elektrolyt. Nach ein paar Minuten Pause ging es weiter auf die letzten 8 KM. Plötzlich registrierte ich, dass die 100 Meilen unter 24 Stunden möglich wären, wenn ich mit einer Pace von knapp unter 11:30 durchkomme. Kurz überlegt ob ich Risiko gehe oder nicht, aber was soll zu dem Zeitpunkt jetzt noch passieren.
Bei KM 154 Yvonne schnell gesagt was ich vor hatte und ihr meine Wasserflasche hingeworfen mit der Bitte diese nachzufüllen und mir an der Brücke in Gemünden wieder zu geben. Mit viel Blicken auf die Uhr und KM-Zeit knapp unter 11:00 Minuten ging es weiter. In Gemünden an den beiden Ampeln die Verkehrsregeln für mich nochmal kurz angepasst und schon war ich auf dem Radweg nach Wernfeld. Nach knapp 157 KM und 160 KM stand Yvonne nochmal am Radweg und fragte ob alles ok ist und ich was brauche, dem war aber nicht so. Auf dem letzten KM nach Adelsberg ins Ziel hoch mussten noch einmal 80 Höhenmeter überwunden werden aber ich war zu dem Zeitpunkt so voll Adrenalin, dass ich die fast nicht merkte. Nach 23 Stunden 55 Minuten und 19 Sekunden wurde ein Traum wahr.
Auf diesen Moment hatte ich über 2 Jahre hin gefiebert und mit einem lauten Schrei überquerte ich nach 100 Meilen die Ziellinie.
Felix der Zielsprecher moderierte das ganze wie immer super.
Mir wurde meine Medaille und die geile Gürtelschnalle überreicht und ich wurde von Michael zum Ritter von Rothenburg geschlagen. Das Hinknien und Aufstehen war glaube ich schlimmer als der Lauf selber. Die Gürtelschnalle gibt es traditionell übrigens nur für einen erfolgreichen 100 Meilenlauf.
Nach einem kurzen Interview mit Felix wartete ich noch auf Michael der ca. 20 Minuten nach mir ins Ziel kam um ihn anzufeuern und ihm zu gratulieren.
Gegen 7:30 Uhr fuhren Yvonne und ich überglücklich aber total müde nach Hause. Der Weg in den 1. Stock zum Duschen war nochmal eine Herausforderung da ich die Treppe kaum hochkam. Nach nur knapp über 2 Stunden Schlaf war ich schon wieder wach und fuhr mit dem Auto nach Gemünden wo um 12 Uhr das Ritteressen mit Siegerehrung war. Bei tollen Gesprächen mit lauter netten und total sympathischen Läuferinnen und Läufer und Organisator Hubert Beck ging gegen 16 Uhr meine Mission 100 Meilen beim Taubertal 100 erfolgreich zu Ende.

Etwas Statistik:
– Laufzeit: 23:55:19
– Durchschnittspace: 8:55
– Höhenmeter: 756
– Platz gesamt: 13 von 17 (15 Starter haben abgebrochen)
– Verbrannte Kalorien: 12.037
– Schweißverlust: 14.481 ml
– Schritte Samstag und Sonntag: 200.082
– Nahrung: Kartoffelbrei mit viel Salz ab KM 28 alle 10 KM, jede Menge Gummibärchen,
Melone, 6-7 Salztabletten, ein paar Salzstangen und 4 Gels
– Getränke: Elektrolyt, Apfelschorle, O2, Wasser und 2 Becher Cola
– Blasen: 0
– Laufkilometer 2021: 2845 KM
– Radkilometer 2021: 1417 KM davon ca. 1000 KM E-Bike
– Rolle 2021: 653 KM
– Schwimmen 2021: 2200 Meter
Es war übriges mein 20. Ultralauf und es werden sicher noch einige dazukommen.
Zukunft:
Jetzt ist erstmal Erholung angesagt und ich werde mir Gedanken machen welche Laufprojekte ich nächstes Jahr angehe.
Nach meinem ersten Ultra vor 4,5 Jahren über 50 KM habe ich mal gesagt von der Streckenlänge ist hier Schluss. Diese Aussage kann ich aktuell nicht treffen da ich mir da noch nicht so sicher bin.
Sicher ist allerdings, dass ich nächstes Jahr wieder was in den Bergen laufen will und das Hotel für den Taubertal 100 am 01.10.2022 ist auch schon gebucht.
Ende Dezember werde ich bei Saschas Geburtstaglauf dem MMM starten für den ich eine Einladung erhalten habe, allerdings nur auf der Bambinistrecke über 45 KM.
Das wichtigste zum Schluss:
Ich möchte mich bei allen bedanken die mich auf dem Weg zu meinem Traum unterstützt haben.
Der größte Dank geht natürlich an meine Frau Yvonne und Tochter Julia, die immer für mich da waren. Yvonne hat mich die ganze Strecke am Samstag mit dem Auto begleitet was auch eine außergewöhnliche Leistung ist. Sie gab mir die Freiheiten die ich für das zeitintensive Training gebraucht habe und hat mich dabei viel unterstützt. Außerdem musste sie oft meine schlechte Laune aushalten, wenn es mal nicht so lief wie ich wollte.
Großer Danke geht auch an die Vereinskollegen vom RV Viktoria Wombach der Empfang in Steinbach war der Hammer, speziell nochmal an Patrick und Mara für das Einsammeln und Motivieren.
Aber auch an alle anderen die an meinem Erfolg beteiligt waren:
– alle Trainingspartner der letzten Jahre
– alle Helfer an den VPs
– Michael Rothmund mit dem ich ab ca. 70 KM immer wieder zusammengelaufen bin und
der mich super Motiviert hat
– Hubert Beck mit Team für den perfekt organisierten Lauf
– Michael der mich zum Ritter geschlagen hat (obwohl der mich mehr gequält hat)

– Felix den Zielsprecher
– und alle die ich jetzt noch vergessen hab


Hausen, 10.10.2021

Herzlichen Glückwunsch!
Der Ritterschlag!
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