Am 2. Oktober bin ich meinen ersten Backyard Ultra in Rettert gelaufen. Und damit auch meinen ersten echten Ultra Marathon.
Mein Trainings Zustand dieses Jahr war leider noch nicht ganz für den Marathon optimiert. Nur einzelne Trainingsläufe waren länger als 25 km, ein einziger war 40km.
Meine Strategie für den By- Lauf bestand somit darin Bodenreaktionskräfte möglichst zu reduzieren.
Somit bin ich nicht nur Steigung hinauf marschiert, sondern auch Abschnitte mit stärkerem Gefälle hinunter.
Da man für eine Runde (6,7km) mehr als 50 Minuten Zeit hatte, war dies auch kein Problem.
Das Rennen startete Samstag 8 Uhr.
Jede Runde begann mit einem Gefälle gefolgt von einem Anstieg. Diesen Abschnitt bin ich grundsätzlich gegangen. Somit war ich immer einer der 3 letzten im Feld. Nach und nach habe ich dann viele Läufer*innen beim Laufen überholt. Wobei ich irgendwie bei jedem Wettkampf so vor gehe… dem Patrick ist das scheinbar auch schon aufgefallen.
Mein Minimum-Ziel hatte ich zuvor auf 10 Runden festgelegt. Als Maximum sah ich 15 Runden, 24 Runden waren ein Utopium😜.
Wie belastend ist so ein Low-intensive By-Ultra?
Ich empfand es wie folgt: Bis zu einer Distanz die man aus dem Training gewohnt ist alles in Butter. 1 bis 2 Runden später folgen dann aber erste Belastungserscheinungen. Dies empfand ich aber keines Falles als negativ oder störend. Von nun an steigen diese Belastungen mit jeder Runde portionsweise an.
Kreislauf, Atmung und Energiestoffwechsel stellen aufgrund der niedrigen Intensität des Laufes kaum einen begrenzenden Faktor dar. Aber die Muskulatur wird von Runde zu Runde in Mitleidenschaft gezogen. (Und so eine Laufmuskulatur kann ganz schön nachtragend sein …)
In Runde 8, bei Kilometer 52 hatte ich tatsächlich so wenig Probleme das ich mit sicher war problemlos weiter 4 Runden schaffen zu können. Doch gerade mal 2 km später meldete sich die seitliche Beinmuskulatur zu Wort inkl. Knie Schmerzen.
Diese Probleme ließen sich durch ausgiebiges Dehnen der vorderen Oberschenkel Muskulatur verringern.
Außerdem wechselte ich meine Laufschuhe, war doch die Marathon Distanz längst überschritten.
In der nachfolgenden Runde lief es dann deutlich besser.
Runde 11 habe ich dann ordentlich gepaced, in unter 38 Minuten ging es über die Ziel Linie, als 2. wohl bemerkt.
Nach der 11. Runde habe ich mich entschieden, das Tempo wieder raus zu nehmen und weiter zu laufen. Die Muskulatur war hier schon ordentlich angeschlagen. Von einigen Läufern wurde mir allerdings bestätigt, dass einige Probleme mit der Zeit auch abnehmen können. Und so war es bis zu einem gewissen Grad auch. Diese Weh-Wehchen liefen sich in jeder Runde wieder halbwegs heraus. Natürlich hatte man zu Beginn jeder Runde wieder die gleichen Probleme.
In der 14 Runde entschied ich mich noch 2 Runden zu laufen aber schon in Runde 15 hat sich abgezeichnet, dass vermutlich noch eine 17. Runde drin ist. Und so kam es dann auch. Am Ende hat der linke Adduktor etwas herum gezickt.
Im Nachhinein habe ich mir die Frage gestellt, ob ich dieses Problem auch einfach hätte weg Dehnen können. Dann wäre auf jedem Fall noch eine weitere Runde drin gewesen. Aber man soll es nicht übertreiben. Wie Steffen Wiesner schon sagte: bevor man in eine Laufverletzung hinein steuert hört man besser auf.
Kurz vor 1 Uhr nachts entschied ich mich somit das Rennen zu beenden.
Der limitierte Faktor bei mir war zu diesem Zeitpunkt weder Müdigkeit noch Erschöpfung, sondern ausschließlich der Bewegungsapparat welcher diese Belastung nicht gewohnt war. Die Muskulatur „macht immer weiter dicht“.
Jetzt weiß man auch weswegen diese Ultraläufer solch lange Strecken im Trainingsprogramm eingebaut haben.
Auch wenn sich viele Probleme nach 20 Minuten laufen wieder leicht reduzieren. Zu Beginn einer jeden neuen Runde hat man wieder damit zu kämpfen, es kommen neue Sehnen hinzu welche Probleme bereiten und die alten Probleme sind zu Beginn stärker als in der Vorrunde.
Als in allen bin ich mit meiner Leistung sehr zu frieden. Eine Spende zur Wiederaufforstung wurde entrichtet und ich erhielt meine Medaille.
Zum Abschluss noch ein Dank an die Helfer des Backyard Ultra Laufes in Rettert.
Das Essen war super und es war für jeden etwas dabei.
Tomaten Äpfel …
Chips und Erdnüsse um den Salzbedarf zu decken. Meine Highlights waren die kartoffel-Speisen, eine selbst gemachte Kartoffelsuppe und Pellkartoffeln mit Salz. Iso, Cola, Wasser, etc. war alles vorhanden. Und der Kuchen war der Beste den ich seit langem gegessen habe.
Viele Grüße von frisch gebackenem Ultra-Läufer
Text und Bilder Andrè Rothe