K6 – Ultramarathon Festival Tschechien

 

48 Stundenlauf beim K6 – Eine ganz neue Erfahrung

Vorgeschichte:

Nachdem ich beim Taubertal 100 alle 4 Strecken (50 KM, 71 KM, 100 KM und 100 Meilen) und auch einige 24 Stundenläufe erfolgreich gefinisht hatte war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Wer mich kennt weiß das mir Zeiten nicht so wichtig sind. Also war klar, dass es wohl in die Länge und nicht um neue Bestzeiten gehen wird.

Viel Auswahl blieb hier nicht. Im November war relativ schnell entschieden, es wird ein 48 Stundenlauf da ich Runden- bzw. Stundenläufe im Gegensatz zu vielen anderen Läufern ja eh mag. Da bei 48ern die Auswahl nicht wirklich groß ist entschied ich mich für den K6 im tschechischen Konstantinovy Lázně (deutsch Konstantinsbad) im April.

Ende November erfolgte die Anmeldung und schon ging es in die Vorbereitung.

Vorbereitung:

Ich hatte jetzt also etwas über 4,5 Monate Zeit mich für den Lauf vorzubereiten, aber wie macht man das für einen 48 Stundenlauf? Wirkliche Trainingspläne fand ich dazu nicht. Allerdings hat Hubert Beck in seinem Buch perfekte Pläne für 24 Stundenläufe und so nahm ich einen 12 Wochenplan von Hubert und passte die Umfänge und Einheiten leicht an. Da der Plan erst am 30.01.2023 starten sollte machte ich die ersten 2 Monate mein eigenes Ding.

Im Dezember wurden 413 KM abgespult. Unter anderem der MMM in Mainz mit 45 KM, sowie 55,55 KM auf dem Laufband und zum Jahresabschluss an Silvester noch ein Marathon den ich in den Silvesterlauf der LG Lohr integrierte.

Der Januar war von den KM mit 405 ähnlich. Ein paar 30er, ein Laufbandmarathon und als Monatsabschluss die 50 KM in Rodgau mit neuer Bestzeit von 4:49:18 h.

Ab jetzt ging es nach Trainingsplan und so standen für die nächsten 12 Wochen 1038 KM auf dem Programm. Die ersten 3 Wochen konnte ich mich super an den Plan halten. Allerdings fing ich mir dann eine Entzündung am rechten Knöchel ein und es gab erstmal Laufpause. Da Rad fahren problemlos möglich war, wurde Freitag, Samstag und Sonntag jeweils 100 KM auf der Rolle bzw. mit Zwift abgespult. Nach einem Facharzttermin und MRT war zum Glück klar es ist nichts am Knochen und ich bekam wieder grünes Licht fürs Laufen, allerdings nur getapt.

Anfang März ging es nach Marburg zum 50 KM-Lauf. Nach 30 KM entschied ich mich auf Marathon zu verkürzen, da ich dem Knöchel noch nicht zu viel zumuten wollte.

Ende März erfolge eine 80 KM-Laufbandeinheit mit 8 x 10 KM in 7:00er Pace und jeweils 20 Minuten Pause dazwischen. Im Februar kam ich verletzungsbedingt auf nur 281 KM aber im März dafür wieder auf 458 KM.

Anfang April stand mit dem 6 Stundenlauf in Mörfelden der letzte Trainigswettkampf an. Bei dem ich 58,157 KM erreichte. Was auch einer neuer PB entsprach. Die Woche drauf nochmal ein Trainingsmarathon auf meiner 3 KM-Runde und jetzt ging es für 2 Wochen ins Tapering.

Drei Tage vorm Start zum 48 Stundenlauf war die Vorbereitung abgeschlossen.

Für 2023 waren es insgesamt 1355 Laufkilometer, dazu kamen noch 1052 KM auf dem Rad.

Wir fuhren Freitagmittag nach Tschechien und hatten für 3 Nächte ein Apartment knapp 300 Meter von der Strecke gebucht. Der Rundkurs ist genau 2,854 KM lang und hat 21 Höhenmeter pro Runde, was doch relativ viel für so einen Wettkampf ist. Nachdem mein Pavillon aufgebaut war wurden auch schon die ersten bekannten Gesichter aus Deutschland begrüßt. Unter anderem war Ultralegende Walter Zimmermann am Start, allerding macht Walter die 6 Tage.

Nachdem Samstag früh die Startnummer abgeholt wurde und mein Pavillon fertig eingerichtet war gings nochmal für 1,5 Stunden ins Apartment zum ausruhen.

Wettkampf:

Nach einem kurzen Briefing erfolgte pünktlich um 12 Uhr der Start. Neben uns 48 Stundenläufer waren auch die 24 Stunden- und 6 Tageläufer gestartet.

Jetzt galt es in 48 Stunden so viele Runden wie möglich zu laufen.

Das Feld war bei ca. 500 Metern schon entzerrt und ein entspanntes laufen war problemlos auf dem breiten Radweg möglich. Nach 1,2 KM war sogar nochmal eine Verpflegungsstation mit Toilette eingerichtet. Nach 17:15 Minuten beendete ich die ersten 2,854 KM und bekam von Yvonne gleich mal einen gerechtfertigten Anschiss da ich viel zu schnell unterwegs war.

Ich versuchte etwas Tempo rauszunehmen, da es mit ca. 20 Grad und viel Sonne sehr warm war.

Nach jeder Runde hielt ich entweder an meinem Pavillon oder der Läuferverpflegung kurz an, um mich mit etwas zu trinken bzw. essen zu versorgen. Ich versuchte meinen Rhythmus zu finden, was mir auch recht gut gelungen ist. Leider machte mein Magen nach ca. 3 Stunden Probleme und so musste ich 5 unfreiwillige Toilettenpausen einlegen.

Yvonne versorgte mich zwischenzeitlich mit Kartoffelbrei und Nudelsuppe und nach ca. 8 Stunden als auch die Sch… Sonne verschwunden war hatte ich den Magen zum Glück wieder im Griff.

Ab ca. 21 Uhr lief ich mit Stirnlampe was eigentlich gar nicht nötig war, da das tolle Orga-Team die Strecke mit Lichtern perfekt ausgeleuchtet hat.

Nach 12 Stunden waren 87 KM erlaufen und der Rhythmus mit laufen, marschieren und kurzer Ruhepause war ganz gut. Auf der Strecke wurde es jetzt ruhiger da immer mehr Läufer sich zum schlafen hinlegten. Ich wollte allerdings noch ein paar KM machen, auch wenn ich des Öfteren jetzt in einem Loch war und die Müdigkeit langsam kam. Nach knapp über 14 Stunden waren die 100 KM erreicht. Die Rundenzeiten wurden immer langsamer und der Anteil am marschieren erhöhte sich von Runde zu Runde. Nach 114 KM bzw. etwas über 16 Stunden entschied ich mich ins Apartment zu gehen um etwas zu schlafen. Yonne weckte mich um 7:30 Uhr und es ging wieder auf die Strecke zum KM sammeln. Die Rundenzeiten waren jetzt bei 21-23 Minuten was völlig ok war.

Nach 24 Stunden also der Hälfte des Rennens waren 139,846 KM erreicht was einer neuen offiziellen PB entspricht (bin zwar schon 161 KM beim Taubertal in der Zeit gelaufen, allerdings war das ja kein 24 Stundenlauf).

Als Mittagessen gab es jetzt Gulasch mit Nudeln.

Da das Wetter mit Regen und Wind immer schlechter wurde entschied ich mich für eine erneute Schlafpause nach 148 KM, außerdem war ich ziemlich durchgefroren.

Umgezogen und etwas ausgeruht ging es nach 2 Stunden zurück auf die Strecke. Die ersten 3-4 Runden waren ok und die 161 KM bzw. 100 Meilenmarke passierte ich nach ca. 29 Stunden.

Kaum hatte ich eine neue längste Strecke aufgestellt fiel ich allerdings in ein Loch und die Motivation ging immer mehr nach unten.

Zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich die ganze Zeit mit einem Slowaken um Platz 3. Mal war er auf 3 und ich auf 4 oder umgekehrt.

Meine Rundenzeiten wurden immer schlechter und die Oberschenkel waren wie Betonklötze. Nach 182 KM bzw. 33 Stunden als es um 21 Uhr wieder dunkel war entschied ich mich ins Apartment zu gehen um länger zu schlafen und gab somit Platz 3 auf.

Yvonne knetete meine Oberschenkel etwas durch, was echt gut tat und ruckzuck fielen die Augen zu.

Um ca. 3:30 Uhr nach ungefähr 6 Stunden Schlaf, wachte ich auf und es ging um 4 Uhr wieder auf die Strecke. Die Beine fühlten sich recht gut an und so ging das Rundensammeln weiter.

Nach 3 Runden bemerkte ich, dass ich nur noch 1,5 Runden hinter Platz 3 war da der Slowake auch geschlafen hatte und ich aktuell pro Runde 5-8 Minuten gut machte.

Nach 42 Stunden waren die 200 KM erreicht, was mich zu diesem Zeitpunkt wirklich stolz machte. Früh gegen 7 Uhr übernahm ich wieder Platz 3 und jetzt war das Ziel ganz klar diesen irgendwie zu verteidigen. Allerdings waren es noch 5 Stunden Laufzeit und da kann noch sehr viel passieren. Also versuchte ich erstmal kontrolliert das Tempo zu verlangsamen. Gegen kurz vor 8 Uhr hatte ich plötzlich 1 Runde Vorsprung allerdings ist das bei so einem Rennen gar nichts.

Also kontrolliert weiter solange der Körper so gut mitmacht. Trotz Rundenzeiten zwischen 24 und 29 Minuten wuchs mein Vorsprung immer weiter an. Um 10 Uhr hatte ich sogar 3 Runden Vorsprung und jetzt war klar der 3. Platz ist sicher und ich hatte bereits 225 KM auf dem Tacho.

Die letzten Runden wurden genossen. Da machte mir selbst das wechselnde Wetter mit Sonne, Regen und Wind nichts mehr aus. Um 11:20 Uhr hatte ich 82 Runden was 234 KM entsprach. Erstmal wurde sich etwas ausgeruht, mit Yvonne und Julia geratscht und nach einigen Minuten Pause machte ich mich auf meine Ehrenrunde. Eine letzte Runde wollte ich noch laufen auch wenn der Vorsprung jetzt sogar 4 Runden war. Nach so 500 Meter lief ich auf Joachim und Hauke aus Deutschland auf die die 6 Tage machten und es wurde gemeinsam marschiert. Allerdings ließ ich die beiden als es bergab ging ziehen und wollte die letzten knapp 1000 Meter allein genießen. 500 Meter vor der Zeitmatte packte ich meine Deutschlandflagge aus und warf sie mir über die Schultern. 200 Meter weiter warteten Julia und Yvonne auf mich für ein Fotoshooting und die letzten 300 Meter wurden gemeinsam gelaufen. Nach 47:54 h hatte ich 83 Runden a 2,854 KM und es ging ins Verpflegungszelt um etwas zu trinken. Schon kam Martin vom Orga-Team und meint auf geht’s du hast noch 6 Minuten für die Restmeter. Also schnell Yvonne zur Anzeigentafel geschickt da ich meine genaue Distanz wissen wollte. Es waren 236,882 KM und somit war klar die 237 KM mache ich noch voll. Also nochmal auf und ein Stück mit der Familie marschiert. Am Ende wurde sogar noch ein kleiner Spurt hingelegt und nach genau 48 Stunden ertönte das Schlusssignal und mein Restmeterklotz wurde abgelegt.

Freudestrahlend ging es mit Julia und Yvonne zurück zum Start.

Am Ende waren es 83 Runden a 2,854 KM und 538 Restmeter und somit genau 237,420 KM in 48 Stunden.

Nach einer kurzen Pause und gegenseitigen Glückwünschen ging es duschen und dann wieder zurück an die Strecke um das erste Bier zu genießen. Um 14 Uhr fand die Siegerehrung statt und es wurde wirklich jeder Teilnehmer geehrt. Mit Platz 3 und den gelaufenen KM bin ich überglücklich und hätte nicht gedacht überhaupt so weit zu kommen. Im Vorfeld hatte ich immer auf so 200 KM gehofft.

Etwas Statistik:

  • Laufzeit: 48:00 Stunden (davon ca. 11 h geschlafen)
  • Durchschnittspace: 12:08
  • Höhenmeter: 1822
  • Platz gesamt: 3 von 8
  • Verbrannte Kalorien: 18.242
  • Schritte Samstag bis Montag: 294.163
  • Nahrung: Kartoffelbrei, Nudelsuppe, Gulasch mit Nudeln, Pizza, Gummibärchen, Salztabletten, Salzstangen, Gels, Schokokekse, Waffeln, Traubenzucker
  • Getränke: Elektrolyt, ISO, O2, Wasser, Cola und Mezzo
  • Blasen: 1

Fazit:

Es war ein richtig geiler Lauf und eine großartige Erfahrung.

Außerdem habe ich viel gelernt und mit ein paar Optimierungen im Training, bei der Verpflegung und den Schlafpausen sollten sogar 250 KM möglich sein.

Eigentlich unvorstellbar was ein Körper so leisten kann.

Die Organisation war super und die Veranstalter ließen keine Wünsche offen. Vielen Dank!

Der K6 sieht mich sicher wieder egal ob bei 24 h, 48 h oder sogar 6 Tagen.

Zukunft:

Jetzt ist erstmal etwas Erholung angesagt und Anfang August geht’s zum Marathontrail beim KAT 100 in Fieberbrunn mit 48 KM und 3200 Höhenmetern.

Dazwischen kommen sicher auch noch ein oder zwei Ultras aber welche stehen noch nicht genau fest. Ursprünglich wollte ich bei den deutschen Meisterschaften im 24 Stundenlauf Ende Mai starten aber da finde ich die Strecke nicht wirklich toll und werde wahrscheinlich eine alternative suchen.

Anfang Oktober geht’s selbstverständlich wieder zum Taubertal 100 wo es nochmal die 100 Meilen werden sollen.

Viel ausruhen ist also nicht 😊

Das wichtigste zum Schluss:

Ich möchte mich bei meiner Frau Yvonne bedanken die mich die 48 Stunden perfekt unterstützt und betreut hat, das gleiche gilt selbstverständlich auch für Julia.

Außerdem gab sie mir die Freiheiten für das intensive Training und musste oft meine schlechte Laune aushalten, wenn es mal nicht so lief wie ich wollte (vor allem nach den Problemen mit dem Knöchel). Vielen DANK mein Schatz!

    

              

Beitrag und Fotos: Steffen Wiesner

   

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